In diesem dritten und letzten Teil aus der Blog-Serie „Aufregung, Lampenfieber, Bühnenangst? Mit diesen Tipps bleibst Du cool!“ geht es um das Thema Mindset und um deine Möglichkeiten, dich selbst anders aufzustellen.
Unter Mindset versteht man die Gesamtheit der Einstellungen, Glaubenssätze und mentalen Gewohnheiten, die bestimmen, wie eine Person denkt, fühlt und handelt. Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass Prägungen (durch Erziehung zum Beispiel) und Erfahrungen aus der Vergangenheit einen Einfluss darauf haben, wie eine Person grundsätzlich „drauf ist“ und wie sie mit Situationen umgeht.
Solltest du unter großer Aufregung, Lampenfieber oder Auftrittsangst leiden, so hat dein Mindset sicher einen Anteil daran. Zurzeit mit großer Wahrscheinlichkeit eher einen negativen und dein Befinden wird stark beeinträchtigt. Aber in Zukunft kann das ganz anders aussehen.
Mindset in Vergangenheit und Zukunft
Dein Mindset wurde im Laufe deiner persönlichen Entwicklung – also in der Vergangenheit – zu großen Teilen von Einflüssen aus dem Außen geprägt. Erziehung, Familie, Schule, soziales Umfeld und mehr. Daraus haben sich die sogenannten Glaubenssätze geformt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist dein Mindset so, wie es aktuell eben ist. Dennoch hast du selbst jederzeit die Möglichkeit, Prägungen zu prüfen, Glaubenssätze zu überdenken und die typischen Verhaltensmuster zu ändern. Deine Entwicklung geht ja weiter.
Es lohnt sich, hier einmal einen Blick drauf zu werfen. Denn wie gesagt: Dein Mindset beeinflusst gegenwärtig, wie du Herausforderungen begegnest, Ziele setzt und aktuell die eigene Fähigkeit zur Entwicklung und zum Erfolg einschätzt. Die gute Nachricht: ein Mindset ist nicht starr. Es kann sich mit neuen Erfahrungen und bewusster Arbeit an der eigenen Persönlichkeit ändern.
Somit kannst du selbst mitbestimmen, wie du in Zukunft in herausfordernden Zusammenhängen denkst, fühlst und auch handelst. Klingt vielversprechend, oder? Natürlich geht das nicht von jetzt auf gleich. Die Entwicklung eines förderlichen Mindsets ist ein dynamischer Prozess und bedarf auch der Entscheidung, sich bewegen und verändern zu wollen. Aber dieser Prozess kann die Tür zu persönlichem Wachstum und Erfüllung öffnen.
Von Anspruch zu Aufregung und Angst
Da du bis hierhin gelesen hast, vermute ich, dass du entweder selber persönlich mit Aufregung, Lampenfieber oder Bühnenangst zu tun hast. Vielleicht kennst du auch jemanden, der darunter leidet. Oder du interessierst dich für dieses Thema.
Ich möchte heute eine mögliche Ursache für übersteigerte Aufregung genauer betrachten: den eigenen Anspruch. Denn im Persönlichkeitscoaching stellt sich regelmäßig heraus, wie hoch der eigene Anspruch meiner KlientInnen an sich selbst ist.
Ansprüche an sich selbst zu stellen und sich für die Erreichung eines Ziels recken zu müssen, ist überhaupt nicht schlecht. Im Gegenteil. Das beweisen auch Forschungsergebnisse aus der Positiven Psychologie. Selbstanspruch kann ein großer Ansporn für Höchstleistungen sein, die im Nachgang mit Stolz und Zufriedenheit erfüllen.
Hier aber ist die Rede von extremem Anspruch, der in vielen Fällen sogar unverhältnismäßig hoch ist. So hoch, dass es schlichtweg unmöglich ist, ihm gerecht zu werden. So entsteht unbewusst großer Druck, der dann in Form von übersteigerter Aufregung spürbar wird.
Hierbei ist hilfreich, die eigenen, möglicherweise auch extremen Ansprüche mal etwas unter die Lupe zu nehmen. Meist stecken nämlich die bereits erwähnten Glaubenssätze und Prägungen aus der Vergangenheit dahinter. Entsprechend sind die Gründe für übersteigerte Selbstansprüche individuell unterschiedlich. Dieses gesamte Themenfeld lässt sich in einem Persönlichkeitscoaching gemeinsam gut und effektiv beleuchten.
Mit starkem Mindset zu mehr Coolness
Ganz unabhängig von einem begleitenden Coaching kannst du auch selbst einmal ausprobieren, dich frei zu machen vom Druck der eigenen Ansprüche. Mit der folgenden Übung kannst du gleich ausprobieren, einen anderen Umgang mit Druck, Aufregung und den unangenehmen Begleiterscheinungen zu finden und dann dein Mindset neu ausrichten. Beschäftige dich mit der Übung: „Gut-genug-Plan“.
Alles was du dafür brauchst ist Schreibzeug, mehrere Blätter Papier und Zeit. Am Besten ist, du planst “Ende offen”, damit du uneingeschränkt in den Prozess eintauchen kannst. Nimm dir also ausreichend Zeit, mach es dir gemütlich – vielleicht mit einer Tasse Tee oder Kaffee. Lege Stift und mehrere Zettel bereit, stell dein Handy auf Flugmodus und sorge dafür, dass du nicht gestört wirst und dich entspannt auf diese Übung einlassen kannst.
Der Gut-genug-Plan
Überlege zuerst: welche Situation oder Herausforderung gibt es in deinem Leben, die du souverän meistern möchtest. (Es kann auch eine Herausforderung in der Vergangenheit sein, die du hier quasi im Nachgang beispielhaft durchspielen kannst.) Schau dir an, was du unbedingt schaffen willst. Welche Ansprüche stellst du an dich selbst? Was musst du deinem Gefühl nach unbedingt „bringen“?
Schreibe nun untereinander alles auf, was dir dazu einfällt. Zum Beispiel: Was alles besonders gut sein muss. Womit du unanfechtbar beeindrucken oder überzeugen willst. Was für dich richtig wichtig ist usw. Lass hier wirklich erstmal ganz wertfrei deine Ansprüche „sprechen“. Dadurch bekommen diese eine „Stimme“ und werden aus einem nebulösen Gefühlsgemenge in eine konkret sichtbare und intellektuell greifbare Form transformiert. Jetzt kann die Arbeit beginnen.
Gehe mit dir ins Zwiegespräch und prüfe deine Liste Stück für Stück.
Runde 1:
Haben all diese Ansprüche Bestand – wirklich jeder?
Solltest du hier einen Anspruch identifizieren, der dir doch nicht so viel bedeutet, streiche ihn durch.
Runde 2:
Mache von der übrigbleibenden Liste ein Ranking von oben nach unten. Oben steht dein wichtigster Anspruch. Hier helfen auch kleine Unterscheidungen zwischen Dingen, die aus deiner Sicht wirklich ganz top sein müssen und welchen, die für dein Gefühl vielleicht nicht sooo wichtig sind, aber nett wären, wenn sie gelingen. Schreibe auch das alles auf.
Runde 3:
Prüfe nochmals die Liste und streiche wenn möglich noch etwas raus.
Frage dich dann:
Sind die übriggebliebenen Ansprüche wirklich gerechtfertigt?
Alle?
Würde ich all das auch in dieser Absolutheit von jemand anderem erwarten oder wäre ich vielleicht sogar viel gnädiger?
Habe ich selbst schon einmal eine Situation erlebt, in der ein Vortragender einen „Fehler“ gemacht hat? Wie war das? Wie ist er oder sie damit umgegangen? Hat das den- oder diejenige vielleicht viel nahbarer, menschlicher, sympathischer erscheinen lassen?
Was wird wohl wirklich von meinen Zuhörenden, meinem Gegenüber von mir erwartet?
Zwischenstand:
Du hast deine Ansprüche konkret benannt und dir faktisch vor Augen geführt. Du hast vielleicht ein paar davon streichen können. Du hast ein Ranking vorgenommen und so ein Spannungsgefälle definiert – weg vom Gefühl einer einzigen, riesigen und unüberwindbaren Hürde hin zu portionierbaren Einzelaufgaben.
Finale:
Und jetzt kommen abschließend die wichtigsten Fragen. Spüre in dich hinein:
Was musst du nach all diesen Überlegungen wirklich leisten, um zu überzeugen? Was könnte reichen, damit dein Auftritt auch gut ist? Also gut genug? Notiere deine aufkommenden Gedanken.
Beende dann bewusst die Übung. Lass vielleicht noch ein wenig nachwirken und nimm abschließend einen wohligen tiefen Atemzug. Steh auf, trinke ein Glas Wasser und tu etwas, das deine Gedanken ganz woanders hinlenkt und das dich erfreut.
Kleine Umwege führen auch zum Ziel
Vielleicht magst du zu einem späteren Zeitpunkt auch mal überlegen, welche Maßnahmen du ergreifen könntest, sollte dir ein „Fehler“ unterlaufen.
Als Beispiel: Manche haben Angst davor, den Faden zu verlieren und abzudriften. Sollte dir das passieren, mach doch einfach einen netten Spruch à la: „Ach, dieses Thema ist so facettenreich/ spannend/ da könnte man noch so viel zu erzählen. Aber zurück zum Punkt…“.
Sei kreativ. Erlaube dir spielerisch damit umzugehen. Das eröffnet Freiräume, lässt durchatmen und lebendig sein anstatt zu erstarren.
Führe dir deine Notizen und Erkenntnisse vor Augen. Sie zeigen dir, was wirklich (aus)reichend, wirklich gut genug sein kann, damit du überzeugst. Mach dir das bewusst. Und auch, dass es zu jeder Zeit Optionen gibt. Ja, kleine Umwege führen auch zum Ziel und bringen gelegentlich sogar eine willkommene Abwechslung. Je öfter du dir das vergegenwärtigst, desto besser.
Manchmal bedarf es auch der eigenen Erlaubnis, z.B.: „Auch ich darf Fehler machen.“ „Auch ich darf mich korrigieren, wenn etwas anders gelaufen ist.“ „Auch ich darf aufgeregt sein – das ist ja ganz normal und gehört auch dazu, wenn ich mich vor Leute stelle.“ „Auch ich darf mich über die Zeit entwickeln.“ Entlaste dich selbst und sage dir: „Ich mache das so gut wie ich es jetzt kann.“
Selbstbewusst auftreten mit positivem Mindset
Aufräumen und in Relation setzen ist die Devise. Die Ansprüche einzuordnen und dabei Verhältnisse bewusst machen, die der Realität eher entsprechen. Lass dich nicht von einem diffusen Gefühlschaos regieren.
Und denk an meinen Tipp von Teil 1 dieser Blogserie: übe deine Stressmanagementwerkzeuge im Vorfeld. Übe Selbstberuhigung mit Atmung und Stimme. So kennt dein System (Körper und Geist) das Prozedere und kann die gewünschten Wirkungen im Bedarfsfall abrufen. Bereite dich auf allen Ebenen vor. Inhaltlich, körperlich (z.B. durch Übung in der Anwendung von Stressmanagement-Tools) und geistig durch ein starkes und positives Mindset.
Gerne unterstütze ich dich hier. Komm in meine Coachingpraxis für Stimmtraining in Köln. Gemeinsam können wir deine Stresskompetenz stärken, im Stimmtraining deine besten Stimmübungen zusammenstellen und im Persönlichkeitscoaching dein Mindset neu ausrichten.
Hier kannst du dich in Ruhe ausprobieren, reflektieren und bei der Zusammenstellung deiner persönlichen Optionen deiner Phantasie freien Lauf lassen. Und dann herausfinden, welche der Optionen für dich die kraftvollsten sind. Ich freue mich auf dich!
Falls du die ersten beiden Blogbeiträge noch nicht kennst. Vielleicht schaust du mal rein? In Aufregung, Lampenfieber, Bühnenangst? Mit diesen Tipps bleibst Du cool! Teil1 geht es um Selbstberuhigung mithilfe des Stressmanagement-Tools Atmung. Dort kannst du auch lesen, was bei Aufregung und Lampenfieber überhaupt passiert. Und im Blogbeitrag Aufgeregt? Mit diesen Stimmübungen bleibst Du cool! Teil2 findest du einfache, wirkungsvolle Stimmübungen, die du sogar auch zur stimmlichen Vorbereitung auf deinen Auftritt nutzen kannst.
Ich wünsche dir alles Gute für deinen stimmigen Auftritt!
Herzlichst,
Deine
Birgitta Maria Schaub
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