Birgitta Maria Schaub
am
23. Juli 2024

Einfach mal nichts tun? Klar! Weniger ist mehr.

Einfach mal nichts tun? Ja, du hast richtig gelesen. Im heutigen Blogbeitrag wird es nicht darum gehen, wie du aktiv deine Performance verbessern kannst oder welche Möglichkeiten du noch dafür ausprobieren könntest. Heute geht es weder um Stimmtraining noch um Persönlichkeitscoaching. Heute geht es ums Nichts-Tun und um die Gründe, warum du einfach auch mal nichts tun solltest. 

Nichts-Tun ist gar nicht so leicht wie man vermuten könnte. Viele stehen rund um die Uhr unbewusst unter dem Druck, jede freie Minute mit irgendeiner Aktivität füllen zu müssen. Da macht Nichts-Tun nervös. Doch im Moment – mit Sommer, Sonne und vielleicht sogar Urlaub – stehen die Chancen gut, sich mit Leichtigkeit im Nichts-Tun zu üben. Und es lohnt sich, dem Drang zum Aktionismus zu widerstehen und sich der Kunst des Nichts-Tuns zu widmen.

Wie sieht es bei dir aus? Kannst du gut „einfach nur sitzen oder liegen und vor dich hinträumen“? Wahrscheinlich bist auch du gewöhnt an Action. An den Stress, ausgelöst von der nicht enden wollenden Informationsflut, der du Tag und Nacht ausgesetzt bist. Und vielleicht spürst du gar nicht mehr, wie sehr du getrieben bist vom Druck der ständigen Erreichbarkeit. Die meisten von uns kennen das und müssen sich all dem sowohl beruflich als auch privat stellen. Es fällt schwer, auszusteigen aus diesem Hamsterrad. Und es bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. 

Nichts-Tun ist keine Zeitverschwendung

Ruhe ist ungewohnt und fremd. Viele sehnen sich danach. Und dennoch wird Nichts-Tun häufig als Zeitverschwendung empfunden. Doch Nichts-Tun ist alles andere als das. Im Gegenteil. Absichtslos den Gedanken ihren freien Lauf zu lassen ist eine smarte Strategie, dem Hirn einmal eine wirkliche Auszeit zu gönnen. Nichts-Tun ist Wellness für die grauen Zellen. 

Die Neuropsychologie spricht hier vom „mind wandering“, mit dem dieses absichtslose vor sich hindösen gemeint ist. In dem Zustand geht der Geist auf Wanderschaft und kann sich im Abenteuerland der eigenen Phantasie wie auf einer großen Spielwiese erholen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Hirn solche Phasen braucht. Auszeit eben. Nichts-Tun ist die Kunst, sich entspannt zu langweilen.

Doch wer schafft das heute noch? Das Handy als ständiger Begleiter verführt gnadenlos, vielleicht doch lieber im Abenteuerland des WWW Ablenkung zu finden und vermeintlich zu entspannen. Deshalb, schalte dein Handy stumm oder direkt ganz auf Flugmodus und lege es weg – unbedingt auch aus deinem Blickfeld verschwinden lassen! – und dann ab auf die Couch, die Seele baumeln lassen, anfangen zu träumen und die Zeit Zeit sein lassen.

Übe dich im Runterfahren

Aber wie gesagt, Nichts-Tun kann wirklich schwerfallen. Kinder sind meist noch recht gut darin. Erwachsene aber müssen es oft erst wieder lernen. Das geht leichter in kleinen Schritten. Im Folgenden gebe ich dir ein paar Möglichkeiten, wie du das anstellen kannst.

Wenn du Schwierigkeiten hast, überhaupt zur Ruhe zu kommen, findest du im Blogartikel Entspannung gesucht? Hier gibt es ein paar Tipps diverse Entspannungsideen. Auch habe ich ein Buch gefunden: Nichts tun von Jenny Odell. Ich habe es selbst noch nicht gelesen, finde den Klappentext aber vielversprechend.

Ob es nun Sport ist, Wandern in freier Natur, Yoga u.v.m. Bewegung ist für viele eine sehr effektive Möglichkeit, Stress und Druck los zu werden und so überhaupt mal in eine gewisse Form von Entspanntheit und Ruhe zu finden. Übe dich also vielleicht erstmal im Runterfahren. Davon ausgehend fällt es dann leichter, absichtslos, ohne Aufgabenstellung oder Anspruch, einfach mal „nur zu sein“.

Erste Schritte in Richtung Nichts-Tun

Hier möchte ich dir noch beschreiben, wie du mithilfe eines Achtsamkeitsspaziergangs Körper und Geist runterfahren kannst. Die Kombination von Bewegung und Konzentration ist eine schöne Möglichkeit. Achtsamkeitsspaziergänge kannst du auf alle möglichen Arten durchführen.

Wenn du magst, probiere folgende Varianten einmal aus:

Variante 1: Öffne Augen und Ohren
Geh spazieren und versuche beim Gehen eine Zeit lang sehr bewusst deine Umgebung wahrzunehmen. Achte auf das, was du siehst. Öffne auch deine Ohren und höre auf die Geräusche, die um dich sind – nah und weiter weg… Nimm das alles wahr, am besten wertfrei.

Variante 2: Atmen und Schritte zählen
Geh spazieren und begleite dabei eine Zeit lang deine Schritte mit deiner Atmung und deinen Gedanken. Atme dafür auf vier Schritten ein, auf vier Schritten aus. Passe dein Tempo so an, dass es dir gut geht, dass du entspannt und locker bleibst. Natürlich kannst du auch die Schrittzahl vergrößern und entsprechend die Atemzüge verlängern, auf sechs oder acht z.B. Folge deinem Wohlgefühl.

Variante 3: Füße spüren
Diese Variante ist etwas anspruchsvoller und bedarf mehr innerer Ruhe und Fokus. Konzentriere dich beim langsamen Gehen darauf, deine Füße bei jedem Schritt genau zu spüren – das Aufsetzen, das Abrollen, die Gewichtsverlagerung und das Abdrücken bei der Vorwärtsbewegung. Atme dazu passend locker und bleibe entspannt.

Welche Variante auch immer du ausprobierst: ein Achtsamkeitsspaziergang bereitet dich wunderbar auf deine kleine oder größere Zeit des Nichts-Tuns vor. Dann kannst du das Nichts-Tun sogar genießen.

Nichts tun für mehr Stresskompetenz

Nichts-Tun ist ein einflussreicher Baustein im Portfolio deiner Stresskompetenz-Tools. Anders als im Achtsamkeitstraining, bei Entspannungstechniken wie PMR (Progressive Muskel-Relaxation nach Jacobsen) oder auch Meditation darf dein Geist beim Nichts-Tun aber wirklich ganz frei sein.

Die Fähigkeit, Nichts-Tun zu können, hilft dir, völlig unabhängig von Freizeit, Sommer, Sonne und Urlaub im Trott deines Arbeitsalltags mental gesund zu bleiben. Sie unterstützt dein Wellbeing und hilft dir, die besten Voraussetzungen zu schaffen für kreatives Arbeiten und Produktivität, für Weiterentwicklung und persönliches Wachstum sowie für viele stimmige Auftritte. Insofern ist weniger wirklich mehr!

Vielleicht brauchst du etwas Unterstützung bei deinen ersten Schritten auf dem Weg in diese Form der Freiheit? Gerne begleite ich dich in einer Coaching-Session. Und darin darf es dann wirklich mal „um nix gehen“.

Coaching, in dem es um nix geht

Nimm Kontakt zu mir auf. In einem unabhängigen Kennenlerngespräch können wir deine Fragen klären – per Telefon, Zoom oder auch hier in meiner Voice Coaching Praxis für Stimmtraining in Köln. Wenn du durch diesen Blogbeitrag zum ersten Mal bei Der Stimmige Auftritt® gelandet bist: schau dich doch noch ein wenig um und lass dich von meinem vielseitigen Angebot von Stimmtraining über Persönlichkeitscoaching bis hin zu Stresskompetenz inspirieren. Einfach so. Ich freue mich auf deine Nachricht!

Und jetzt geht es auch bei mir erstmal um’s Nichts-Tun. Ich wünsche dir einen schönen Sommer!

Herzlichst
Deine

Birgitta Maria Schaub

Titelfoto: Austin Schmid auf Unsplash
Kleines Foto: Michael Michelovski auf Unsplash

Birgitta Maria Schaub

Voice Expert, Stimmtrainerin und Persönlichkeitscoach.
Mit besonderem Faible für Stimmiges Sein.

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